Nachhaltigkeit im Fitnesscenter
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Nachhaltigkeit im Fitnesscenter

Eine umweltbewusste Zukunft gestalten Möglichkeiten zur Steigerung der Nachhaltigkeit in Fitnesscentern können nicht nur die Umwelt schützen, sondern auch die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken. Erfahren Sie, wie Sie den Energieverbrauch messen und welche konkreten Massnahmen in der Praxis umgesetzt werden können.
Die Bedeutung von Nachhaltigkeit in Fitnesscentern ist gegenwärtig höher denn je. In einer Zeit, in der Umweltbewusstsein sowie soziale Verantwortung immer mehr an Relevanz gewinnen, stehen Unternehmen vor der Herausforderung, nachhaltige Prozesse zu implementieren. Dieser Fachartikel untersucht die Relevanz von Nachhaltigkeit in Fitnesscentern und präsentiert, wie diese durch nachhaltige Massnahmen nicht nur ihren eigenen ökologischen Fussabdruck verringern, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken können

Die «Ressourcenfresser» in einem Fitnessstudio 

Fitnesscenter haben einen bedeutsamen Einfluss auf die Umwelt. Der Energieverbrauch für Beleuchtung, Heizung sowie Kühlung, der Wasserverbrauch für Duschen und Reinigung sowie die Entsorgung von Abfällen sind einige Beispiele für den Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung. Pro Jahr verbraucht ein herkömmliches Fitnesscenter mit zwei Saunas und Dampfbad etwa 120 000 kWh Strom, die Grenze zu Stromgrossabnehmern liegt bei 100 000 kWh (Arroyo, 2016). Im Vergleich verbraucht eine Wohnung mit einer Haushaltsgrösse von vier Personen pro Jahr ca. 3000 kWh an Strom gemäss dem Schweizer Bundesamt für Energie (2021).

Doch Nachhaltigkeit bedeutet mehr als nur die Reduzierung des eigenen ökologischen Fussabdrucks. Es geht auch darum, die soziale Verantwortung wahrzunehmen, eine positive Wirkung auf die Gesundheit sowie das Wohlbefinden der Kunden zu erzielen. Eine Studie von Deloitte (2022) zeigt die Relevanz von Nachhaltigkeit für Kaufentscheidungen im Sport. Fitnesscenter, die sich für nachhaltige Massnahmen entscheiden, leisten nicht nur einen positiven Beitrag zum Umweltschutz, sondern können auch langfristig Kosten einsparen. Eine Senkung des Energie- und Wasserverbrauchs resultiert in tieferen Betriebskosten sowie einer Steigerung der Rentabilität. Zudem verbessert es das Image als umweltbewusstes Unternehmen und es kann neue Kunden für das Center begeistern.

Gemäss den Untersuchungen des «Pulsee Energy Index» beträgt die Trainingszeit im Falle der Laufbänder, Indoor-Bikes oder anderer strombetriebener Geräte im Schnitt 31 Minuten pro Tag und Person. Bei der Kalkulation des Stromverbrauchs in Watt geht hervor, dass dabei auf das Jahr hochgerechnet durchschnittlich 65 Kilogramm CO2 anfallen. Dies entspricht einer Bahnfahrt von 4500 Kilometern – von Lissabon bis nach Moskau. Diese Untersuchungen beziehen sich auf Personen, welche zu Hause mit einem Laufband oder anderweitigen Geräten trainieren. Folglich ist der Stromverbrauch von Cardiogeräten in Fitnesscentern, die den ganzen Tag über genutzt werden, um einiges höher (Kistner, 2021).

Ein Fitnessstudio ist während der gesamten Öffnungszeit beleuchtet, die Klimaanlagen werden nicht ausgeschaltet, Getränke und Snacks werden 24 Stunden gekühlt, diverse Fernseher laufen ununterbrochen und der Wasserverbrauch ist gigantisch. Es sind diverse «Ressourcenfresser» in Fitnessstudios zu identifizieren. Messungen zeigen, dass beispielsweise das Betreiben einer Klimaanlage einen jährlichen Energieverbrauch pro Quadratmeter verursacht, welcher vergleichbar ist mit dem Benzinverbrauch eines Autos pro 100 Kilometer (Ürlings & Surendran, 2008)

Konkrete Massnahmen für die Praxis

Um nachhaltige Prozesse erfolgreich umzusetzen, sollten Fitnesscenter zunächst eine Bestandsaufnahme ihres aktuellen Ressourcenverbrauchs durchführen und Möglichkeiten zur Verbesserung identifizieren. Hier bietet «myclimate» einen kostenfreien Online-Rechner, um die Jahresemissionen zu berechnen. Nach Evaluation des jährlichen CO2 -Fussabdrucks und der Bestimmung der Haupttreiber dieses Fussabdruckes können konkrete Massnahmen zur Reduzierung des Energieverbrauchs ermittelt werden. 

Um den Wasserverbrauch zu reduzieren, können beispielsweise in den Toiletten Aufkleber installiert werden, die Kunden darauf hinweisen, den kleinen Spülknopf zu benutzen, um Wasser zu sparen. Aufkleber auf dem Boden mit Fussspuren in Richtung der Treppe können Kunden motivieren, die Treppe anstelle des Aufzugs zu nehmen. Recycelte Fitnessböden und gebrauchte Fitnessgeräte schonen Ressourcen und fördern die Kreislaufwirtschaft. Es sollten Abfalltrennungssysteme implementiert und der Verkauf von Produkten in Plastikverpackungen minimiert werden – beispielsweise mittels Auffüllens von Wasserflaschen anstatt des Verkaufes von Einwegplastikflaschen. Digitale Trainingspläne anstelle von gedruckten Versionen sparen Papier. LED-Lampen und intelligente Thermostatsysteme reduzieren den Energieverbrauch und senken die Betriebskosten. Fitnessgeräte können mit umweltfreundlichen Reinigungsmitteln gereinigt werden, um die Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern zu schützen und somit die Umweltbelastung zu minimieren.

Es ist wichtig, zu betonen, dass die Implementierung nachhaltiger Praktiken eine langfristige Verpflichtung und kontinuierliche Anstrengungen erfordert. Fitnesscenter sollten daher ein Nachhaltigkeitskonzept entwickeln, welches alle Bereiche des Geschäftsbetriebs umfasst und langfristige Ziele für die Reduzierung des ökologischen Fussabdrucks festlegt. Dazu gehört auch die Schulung der Mitarbeitenden und die Begünstigung einer Unternehmenskultur, die Umweltbewusstsein und soziale Verantwortung fördert.

Nachhaltigkeit kann nur gemeinsam erreicht werden 

Die Umstellung auf umweltfreundliche Prozesse kann zunächst mit höheren Kosten verbunden sein. Daher ist es entscheidend, dass Fitnessstudios langfristige Kosten-Nutzen-Analysen durchführen und mögliche Einsparungen sowie langfristige Vorteile berücksichtigen. Die Einführung neuer Prozesse zur Förderung von Nachhaltigkeit kann auf Widerstand von Mitarbeitern und auch von Kunden stossen. Daher ist es wichtig, ein Bewusstsein für die Vorteile von Nachhaltigkeitsmassnahmen zu schaffen und Mitarbeitende wie auch Kundinnen und Kunden in den Umstellungsprozess miteinzubeziehen. Mitarbeitende benötigen Schulungen, um sich mit umweltfreundlichen Praktiken vertraut zu machen und diese effektiv umzusetzen. Den Kunden gegenüber sollten effektive Kommunikationsstrategien entwickelt werden, um über Nachhaltigkeitsinitiativen zu informieren, aber auch um die Kunden zur Beteiligung zu ermutigen. Dies kann die Kundenbindung stärken und neue Kunden anziehen, die Wert auf Umweltbewusstsein legen. Ein Mangel an Wissen und Bewusstsein kann die erfolgreiche Umsetzung von Nachhaltigkeitsinitiativen beeinträchtigen. Durch einen koordinierten Ansatz können Fitnessstudios erfolgreich umweltfreundliche Praktiken Implementieren und einen positiven Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung leisten.

Nachhaltigkeit im Fitnessstudio ist von entscheidender Bedeutung für die Zukunft der Branche. Fitnesscenter, die sich für nachhaltige Praktiken entscheiden, können nicht nur einen positiven Beitrag zum Umweltschutz leisten, sondern auch langfristig erfolgreich sein. Indem sie ihre Betriebsabläufe optimieren, Kosten senken und ihr Image als umweltbewusstes Unternehmen verbessern, können Fitnesscenter eine führende Rolle im Bereich Nachhaltigkeit einnehmen und einen wichtigen Beitrag zur Schaffung einer grüneren Zukunft leisten.

Fazit

In Anbetracht der steigenden Bedeutung von Umweltbewusstsein und sozialer Verantwortung gewinnen nachhaltige Praktiken in Fitnesscentern zunehmend an Relevanz. Durch die Implementierung entsprechender Massnahmen können Fitnesscenter nicht nur ihren ökologischen Fussabdruck reduzieren, sondern auch ihre Wettbewerbsfähigkeit stärken. Die Optimierung von Ressourcenverbrauch, die Einführung umweltfreundlicher Prozesse und die Förderung eines Bewusstseins für Nachhaltigkeit sowohl bei Mitarbeitern als auch Kunden sind entscheidende Schritte auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Zukunft für die Fitnessbranche.

Fabian Graf 

Fabian Graf ist Dozent und Projektleiter bei der SAFS. Als Rennradfahrer hat er die Strassen Europas kennengelernt und die Luft des Profisports geschnuppert. Neben dem Sport hat Fabian Graf Finance und Management studiert sowie den Master in Sportbusiness Management absolviert.

Auszug aus der Literaturliste 

Arroyo, A. (2016). Solare Lebensqualität. Zugriff am 22.03.2024. Verfügbar unter https://www.empa.ch/documents/56024/239965/SFW_EQ53_DE.pdf/1beabb45- 755f-42e3-b711-e7daac0a04ed 

Ludwig, S., Hollasch, K., Mutter, F., Rump, C., Henneke, T. & Seibert, T. (2022). Sports Retail Study. Zugriff am 21.02.2024. Verfügbar unter https://www2.deloitte.com/ch/ de/pages/consumer-business/articles/sports-retail-study.html 

Bundesamt für Energie BFE (2021). Stromverbrauch eines typischen Haushalts, Faktenblatt. Zugriff am 25.03.2024. Verfügbar unter https://pubdb.bfe.admin.ch/de/publication/ download/10559 

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte info@fitness-tribune.com

 

Publikationsdatum 19.04.2024

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